Sonntag, 27. April 2014

Über die Verdrehung von Schuld


Nicht selten fühlen sich heute hellhaarige Menschen in Anwesenheit von dunkel pigmentierten in einer merkwürdigen Art Entschuldiger-Position, in der es ihnen unmöglich ist, selbstbewußt auf gleicher Augenhöhe zu argumentieren. Sie neigen daher zur Nachgiebigkeit und rechnen sich dann privat als „Großmut“ oder als „Über-den-Dingen-stehen“ an, was tatsächlich nur ihre Unfähigkeit ist, sich erfolgreich durchzusetzen.

Die innere Ursache mag im Charakter des einzelnen blonden Menschen liegen, in einer Schwäche des Selbstbewußtseins, die individuell unterschiedliche Gründe haben mag.

Die äußeren und als solche überindividuell wirkenden Ursachen hingegen liegen zweifellos in dem negativen Bild über blonde Menschen, das heute von Hollywood, Massenmedien und Geschichtsschreibung geschaffen wird. Auf den negativen Einfluß Hollywoods bin ich in meinem Artikel Blondhetze im Kino bereits eingegangen, so daß ich dazu auf diesen verweise.

Hier soll es um den gefährlichen Mißbrauch der Geschichtsschreibung durch das antiblonde Ressentiment gehen. Kern des Versuches, blonde Menschen moralisch zu stigmatisieren, bildet die leider in allen Geschichtsbüchern, Reportagen, Dokumentarfilmen usw. kolportierte Behauptung, die Nationalsozialisten hätten blonde Menschen irgendwie verherrlicht oder bevorzugt. Diese sachlich nicht nur völlig falsche, sondern von der Struktur ihrer Aussage auch unsinnige Unterstellung (ungefähr so sinnvoll wie Aussagen der Art „die Amerikaner sind vollgefressen“ oder „die Japaner machen gerne Selbstmord“) richtet in den Köpfen der betroffenen Blonden ebenso Schaden an wie in denen der dunkelhaarigen Majorität. Aufgrund der allgemeinen Verbreitung dieses comicartigen Blödsinn-Mems neigen Dunkelhaarige nicht selten dazu, sich gegenüber Blonden allein aufgrund ihrer Haarfarbe in einer Art Position höheren moralischen Rechtes zu fühlen und sich im Grunde „alles“ erlauben zu können. Sie dürfen ohne allzu schlechtes Gewissen über blonde Frauen schmutzige Witze reißen oder intrigieren, blonde Männer schlechtreden usw. – es geht ja nur gegen Blonde, also jene Gruppe, welche die Nazis angeblich so geschätzt hätten, und da die Nazis nun mal so ziemlich das Abartigste sind, was die Geschichte hervorgebracht hat, so kann man mit den Blonden nicht nur umspringen, wie es beliebt, sondern es ist sogar Honig für das eigene gute Gewissen, tut man dadurch doch das genaue Gegenteil dessen, was die Nazis mit den Blonden gemacht hätten und beweist sich und der Mitwelt somit, daß man in seinem Fühlen und Denken offenbar diesen besiegten Verbrechern völlig entgegensteht.

Auf die Erbärmlichkeit einer solchen Art „moralischen Selbstbefriedigung“ durch Blond-Bashing brauche ich hier gar nicht einzugehen. Mir geht es vielmehr um die inhaltliche Falschheit dieses historischen Mems und die Verlogenheit der Verbreiter desselben. Tatsächlich haben die Nazis mit den Begriffen der damaligen Anthropologie bzw. „Rassenforschung“ in Europa verschiedene „Rassentypen“ voneinander abgegrenzt, von denen zwar einige "Rassen" als eindeutig dunkelhaarig definiert wurden, aber keine einzige als eindeutig blond! Die „Rassenkunde“ eines Hans F. K. Günther, des wichtigsten „Rassenexperten“ des 3. Reiches, nahm vielmehr drei eher hellpigmentierte Rassen an, die „nordische“, „fälische“ sowie die „ostbaltische“. Keine dieser drei "Rassen" war exklusiv blond, vielmehr konnten so ziemlich alle Haarfarben bei allen dreien auftreten.

Die „nordische“ und „fälische“ Rasse steckte man der Einfachheit halber meist in einen Topf, den man mit der Aufschrift „germanische Kulturschöpfer“ versah. Diesen Begriffs-Topf wiederum stellte man, gemeinsam mit den als rein dunkelhaarig beschriebenen Rassen der „Ostischen“, „Dinarischen“ und „Westischen“ in den größeren Topf „arische Europäer“, dem man dann die Juden, außereuropäischen „Rassen“ sowie die sogenannte „ostbaltische Rasse“ gegenüberstellte.

Soviel zum Theoretischen der damaligen Konstruktion sogenannter „rassischer“ Typen. In der Praxis der rassistisch hetzenden Propaganda der Nazis, wie z. B. beim Chef-Ideologen Alfred Rosenberg, wurde nun der hellfarbige „ostbaltische“ Rassentypus als angeblicher Träger des „bolschewistischen Untermenschentums“ verzeichnet, dessen Heraufkunft die europäischen Völker allesamt bedroht hätte.

Die Nazis haben also die europäischen „Rassen“, an deren Spitze man in der Tat die „nordische“ setzte, gezielt aufgehetzt gegen den bei den slawischen Völkern vorherrschenden „ostbaltischen“ Menschenschlag, der als solcher aber nicht nur zu den „Blondrassen“ gezählt wurde, sondern innerhalb derselben wohl sogar den hellsten Typen überhaupt darstellte! Wer sich die Beispielbilder damaliger „rassenkundlicher“ Standardwerke ansieht, wird bei den als „hochwertig“ ausgewiesenen „nordischen“ Menschen vorwiegend eher brünette Vertreter dieser „Rasse“ finden, bei der „ostbaltischen Rasse“ aber die relativ meisten Blonden überhaupt! Wer die gegen die „ostbaltischen Untermenschen“ hetzenden Nazis nun als Blond-Verherrlicher darstellt, gleicht einem Schäfer, der den Wolf als „Freund der Schafe“ darstellt, da sich dieser an solchen verköstigt!

Es ist nicht allzu sehr wahrscheinlich, daß die Nazis an ihre eigene Rassen-Ideologie wirklich geglaubt haben. Sie diente vielmehr als im Gewande der Wissenschaft auftretende Begründung bzw. Legitimation für ganz und gar machiavellistisch-realpolitische Hegemonial-Ambitionen im europäischen Osten. Tatsächlich haben sie auch die Länder nicht geschont, die man der „nordischen Rasse“ zuordnete, ja sie haben sogar gerade diese im Krieg fast ausnahmslos allesamt angegriffen: Neben Polen, Rußland und Frankreich wurden von dem mit Italien und Japan verbündeten 3. Reich gerade diejenigen Länder überfallen, die als nordische Kernländer galten, also Holland, Dänemark, Norwegen, ferner Belgien und England!

Schließlich haben die Nazis auch gerade dadurch, daß sie den „nordischen“ Deutschen einredeten, diese seien das bevorzugte Objekt des Hasses des „ostbaltischen Untermenschen“, Angst in die Herzen blonder, sich „nordisch“ fühlender deutscher Familienväter gepflanzt, so daß diese sich, aus Angst um ihr eigenes Leben wie um das Leben ihrer Liebsten, an vorderster Front im Kampf gegen die „bolschewistischen Horden“ gemeldet haben und so vom zynischen „Führer“ und seinen Generälen zu Millionen einfach im Kriege verpulvert wurden!

Die ganze nationalsozialistische Rassen-Ideologie hat also nichts weniger getan als blonde Menschen zu verherrlichen, als vielmehr die „blonde Welt“ in verschiedene „Rassen“ zu unterteilen und diese mit gezielter Propaganda in an Zynismus nicht mehr zu überbietender Weise gegeneinander aufzuhetzen!

Das gilt es also zu bedenken, wenn heute blonde Menschen fälschlicherweise meinen, sie müßten aufgrund der Verbrechen der Nazis sich irgendwie für sich selbst entschuldigen, da ihr Typus ja von diesen braunen Rassisten von damals idealisiert worden sei! Nichts davon ist wahr und die moralische Scham bzw. Verlegenheit heutiger blonder Männer und Frauen gegenüber Dunkelhaarigen völlig überflüssig und unangemessen.

Angemessen wäre eine solche Verlegenheit an sich eher auf Seiten mancher Dunkelhaariger, sofern diese wieder ihre geistlosen Blondenwitze reißen, bedienen sie doch in solchen Witzen gerade jene Stereotype blonder Menschen, welche die Nazis der hellfarbigen „ostbaltischen Rasse“ zugeordnet haben!

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